Die Auseinandersetzung mit der deutsch-französischen Freundschaft stieß bei der CERC-Veranstaltung am 17. Januar im Haus der Geschichte auf großes Interesse: Über 100 Schülerinnen und Schüler hatten sich angemeldet, um sich in kreativen und thematischen Workshops mit dem Thema „60 Jahre Elysée-Vertrag // 60 Jahre deutsch-französische Beziehungsgeschichten“ auseinanderzusetzen, und fast 200 Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten abends die Podiumsdiskussion im Saal des Museums.
Der von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle am 22. Januar 1963 unterzeichnete „Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit“ gilt nach wie vor als bedeutender Schritt auf dem Weg zur Aussöhnung der beiden Nachbarländer nach dem Zweiten Weltkrieg. Er begründete eine besondere Partnerschaft, die bis heute im europäischen Kontext gepflegt wird.
Dies nahm das CERC zum Anlass, gemeinsam mit Kooperationspartnern vom Gustav-Stresemann-Institut (GSI), vom Institut français Bonn (IF), und von den Deutsch-französischen Studien der Universität Bonn einen Aktionstag im Haus der Geschichte zu organisieren, an dem Schüler:innen und Studierende aus Bonn, Köln und Paris mehr über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen erfahren sollten.
Dabei wurden sie auch selbst aktiv: Mit der französischen Theaterpädagogin Anna Arnould aus Saarbrücken und dem Sprachkünstler Mario El Toro aus Köln inszenierten und verslamten sie selbstgeschriebene deutsch-französische Beziehungsgeschichten; in drei Themenworkshops diskutierten sie über deutsch-französische Beziehungen in Geschichte, Kultur und Politik. Der Workshop Von der Erbfeindschaft zur Aussöhnung: Deutsch-französische Beziehungen im Wandel, geleitet von Prof. Dr. Peter Geiss (Universität Bonn), Dr. Matthieu Osmont (Institut français Bonn) und Dr. Christina Schröer (CERC/Universität Bonn) thematisierte die historische Dimension der deutsch-französischen Beziehungen; im Workshop Wechselseitige Vorstellungen des Anderen: Deutsch-französische Beziehungen in der Kunst, geleitet von Prof. Dr. Anne-Marie Bonnet (CERC/Universität Bonn) und Prof. Dr. Birgit Ulrike Münch (Universität Bonn), lag der Fokus auf der Kunst. Der Workshop Gemeinsam Zukunft gestalten: Deutsch-französische Beziehungen im Rahmen der EU, geleitet von Sarah Barnoin und Dr. Daniel Weber (beide GSI Bonn), thematisierte die politische Dimension.
Am Abend brachten die Schüler:innen und Studierenden in den Workshops erarbeitete Fragen mit in die Podiumsdiskussion ein.
Christophe Arend, Leiter des Pariser Büros Saarbrücken, Pascale Hugues, Journalistin und Schriftstellerin, Prof. Dr. Ludger Kühnhardt, Direktor am Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) der Universität Bonn und Prof. Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen a.D. diskutierten unter der Moderation von Michael Krons (Phoenix) mit den Schüler:innen und Studierenden über die Bedeutung des Elysée-Vertrags von 1963 sowie über aktuelle Chancen und Probleme der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Die Diskutant:innen waren sich einig, dass Krisen sich in der Vergangenheit oft als Motor der Entwicklung erwiesen und dass auch das aktuelle Europa aus den Krisen der Gegenwart gestärkt hervorgehen könnte, wenn Deutschland und Frankreich zusammen arbeiten. Jürgen Rüttgers erinnerte daran, dass auch der Vertrag von 1963 nur gegen Widerstände durchgesetzt werden konnte. Die in Berlin lebende Pascale Hugues betonte ihrerseits, dass es aber auch nicht darum gehen dürfe, bestehende Unterschiede zu leugnen oder gar aufzuheben – im Gegenteil sei gerade die Vielfalt der europäischen Beziehungen eine große Stärke des Kontinents, auch über das deutsch-französische Verhältnis hinaus.
Die Veranstaltung wurde großzügig vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds sowie vom Deutsch-Französischen Jugendwerk gefördert und war ein wichtiger Beitrag zum universitären Frankreich-Jahr „BONN*E FÊTE – 60 Jahre Elysée-Vertrag“, in dessen Rahmen in Kooperation mit dem Institut français und dem Prorektorat für Internationales bis Juli 2023 monatlich besondere Veranstaltungen stattfinden werden, bei denen es um Frankreich, Frankophonie oder die deutsch-französischen Beziehungen geht.